Happy Birthday, Tony Vacccaro!

„Lebende Legende“ mag ein stark strapazierter Begriff sein, doch auf Tony Vaccaro aus New York trifft dies unbedingt zu. Er ist einer der letzten überlebenden US-Soldaten, die an der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 teilnahmen – in der einen Hand die Schusswaffe, in der anderen eine Kleinbildkamera vom Typ Argus C-3. Mit diesem Apparat wurde Tony Vaccaro zum Chronisten der letzten Monate des Krieges in Europa. Das war der Beginn einer ungewöhnlichen, vielleicht einzigartigen Karriere: vom kämpfenden Frontsoldaten zum preisgekrönten Bildreporter in der Nachkriegszeit.

Eigens aus New York angereist: Tony Vaccaro (links) bei der Eröffnung seiner Ausstellung "Deutschland 1945-1949" im Stadtmuseum Schleswig am 11. Juli 1999, begleitet vom damaligen Museumsdirektor Holger Rüdel.
Eigens aus New York angereist: Tony Vaccaro (links) bei der Eröffnung seiner Ausstellung „Deutschland 1945-1949“ im Stadtmuseum Schleswig am 11. Juli 1999, begleitet vom damaligen Museumsdirektor Holger Rüdel.

„Ich wollte der Welt die wirklichen Seiten des Krieges zeigen“ (Tony Vaccaro)

Nach der Kapitulation blieb er bis 1948 in Deutschland. Im Auftrag der Truppenzeitung „The Stars and Stripes“ dokumentierte er das Leben in den zerstörten Städten und den beginnenden Wiederaufbau. „Ich hatte eine Mission, die ich erfüllen wollte“, sagte er einmal. „Ich wollte Beweise sammeln gegen den Krieg, die Sinnlosigkeit, die Zerstörung.“

Im April 1948 kehrte er nach New York zurück. Doch der sich zuspitzende Ost-West-Konflikt ließ ihm keine Ruhe. „Ich glaubte, dass der Dritte Weltkrieg unmittelbar bevorstand und wollte dort sein, wo es passierte“, erinnerte er sich. „Am 29. August 1948 kam ich in Frankfurt an und fotografierte die Luftbrücke als Vorspiel zu einem neuen Krieg und nicht so sehr als eine gute Tat seitens der USA und der westlichen Alliierten.“

Erfolgreiche Karriere als Bildreporter in der Nachkriegszeit

Nach seiner Rückkehr in die USA arbeitete er ab 1950 als freier Mode- und Lifestyle-Fotograf für einige der damals bedeutendsten Zeitschriften, darunter „Look“, „Life“, „Harper’s Bazaar“, „Newsweek“ und „Quick“. Für seine Reportagen erhielt er zahlreiche hohe Auszeichnungen, unter anderem die „Art Director’s Gold Medal“ (1963) und die „World Press Photo Gold Medal“ (1969).

Am 11. September 2001 wurde Tony Vaccaro Augenzeuge der Terroranschläge in New York. Am Abend dieses Tages fotografierte er die in Rauch gehüllte Skyline von Manhattan vom gegenüberliegenden Ufer in Brooklyn. © Tony Vaccaro
Am 11. September 2001 wurde Tony Vaccaro Augenzeuge der Terroranschläge in New York. Am Abend dieses Tages fotografierte er die in Rauch gehüllte Skyline von Manhattan vom gegenüberliegenden Ufer in Brooklyn. © Tony Vaccaro

Retrospektive 1999 

Auf Initiative von Reinhard Schultz, dem Leiter der Berliner Galerie Bilderwelt, wurden die fast in Vergessenheit geratenen Aufnahmen von Tony Vaccaro aus dem zerstörten Deutschland in der „Stunde Null“ und den Jahren des Wiederaufbaus in einer Wanderausstellung gezeigt, die auch das Stadtmuseum Schleswig präsentierte. Tony Vaccaro war zur Eröffnung am 11. Juli 1999 eigens aus New York angereist. 

Sein Werkverzeichnis umfasst inzwischen über 250 Ausstellungen, zehn Bücher und zwei große Filme, darunter „Underfire“ von 2016. Im Jahr 2014 eröffnete er das Tony-Vaccaro-Museum in Bonefro (Italien) und ein Jahr später im Alter von 93 Jahren sein eigenes Fotostudio in New York City. Seine Arbeiten befinden sich in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen, darunter das Metropolitan Museum of Art in New York, das Centre Pompidou in Paris und die Library of Congress in Washington.

Heute, am 20. Dezember 2017, feiert der Fotograf aus New York seinen 95. Geburtstag. Happy Birthday, Tony!

 

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