Lightroom für Nikon-Fotografen

Screenshot Lightroom
Das Entwicklungs-Modul von Lightroom (CC 2015), hier als Screenshot mit dem ausgewählten Profil „Camera Standard“ © Holger Rüdel

Im April 2014 veröffentlichte Nikon die letzte Version seiner Bildbearbeitungs-Software Capture NX 2. Dieses von der Firma Nik Software Inc. für Nikon entwickelte Tool enthielt mit der U-Point-Technologie etliche Features, die selbst das wesentlich teurere Photoshop nicht aufweisen konnte. Vor allem aber vermochte Capture NX 2 aus den RAW-Dateien von Nikon (NEF) eine Anmutungsqualität hervorzuzaubern, die jeden RAW-Konverter der Konkurrenz in den Schatten stellte.

Das Problem: Capture NX 2 ist ausgelaufen

Leider hat sich Nikon seit der Übernahme von Nik Software durch Google von der Weiterentwicklung seines Programms verabschiedet. Es gibt keine Updates mehr. Alle seit April 2014 von Nikon auf den Markt gebrachten Kameras, die RAW-Dateien produzieren, sind auf andere Softwarelösungen angewiesen. Capture NX-D, von Nikon als Nachfolger in Szene gesetzt, besitzt nur rudimentäre Features und erreicht bei weitem nicht das Leistungsspektrum von Capture NX 2.

Lightroom als neue Lösung?

Welche Alternativen kommen für Nikon-Fotografen in Betracht, die primär im RAW-Modus arbeiten? Ich habe mich nach ausführlichen Tests für Lightroom von Adobe entschieden. Lightroom bietet zum einen den kompletten Workflow in der professionellen Bildbearbeitung: Import der Dateien, Sichtung, Auswahl, Archivierung, Entwicklung und Ausgabe im Web oder als Druck. Und das alles in Verbindung mit einer sehr intelligenten und effizienten Lösung bei der Entwicklung von RAW-Dateien: Adobes Konverter „Camera RAW“ – der auch in Photoshop zum Einsatz kommt – erkennt automatisch, ob es sich bei den Bilddateien um Nikons NEF-Format handelt. Ist das der Fall, werden in dem Entwicklungsmenü „Kamerakalibrierung“ verschiedene Profile angeboten: Camera Standard, Neutral, Portrait, Landscape und Vivid. Diese Profile sind Emulationen der entsprechenden hauseigenen Nikon-Kameraprofile. Tatsächlich gelingt es, über die Auswahl des „richtigen“ Kameraprofils in Lightroom optimale Bildergebnisse in der Anmutung von Capture NX 2 bzw. Capture NX-D zu erzielen. Ich habe es an mehreren Beispielen getestet. Lightroom schafft es also, das „Nikon-Feeling“ richtig zu interpretieren!

Wer sich für die Details dieses hier vereinfacht beschriebenen Workflows und für den korrekten Import von NEF-Dateien in Lightroom interessiert, dem empfehle ich den grundlegenden Beitrag „How to Get Accurate Nikon Colors in Lightroom“ von Nasim Mansurov (USA).

Update: Nikon Z und Lightroom

Das oben beschriebene Importverfahren lässt sich auf NEF-Dateien aus den Nikon-Z-Kameras nicht 1:1 übertragen, denn: Mit der Einführung des spiegellosen Z-Systems ergänzte Nikon die NEF-/XMP-Datei durch Felder für z. B. Schatten, Licht und Sättigung. Diese Werte werden von Lightroom ausgelesen und automatisch übernommen, wenn die entsprechenden Vorgaben beim Import-Preset „scharfgeschaltet“ wurden. Andere Werte dagegen lassen sich beim Import durch Benutzervorgaben nicht manuell beeinflussen. Dazu zählt vor allem die Rauschreduzierung, die allein durch die ISO-Zahl gesteuert, in die NEF-/XMP-Datei geschrieben und von Lightroom übernommen wird.

Wie diese kurzen Ausführungen zeigen, ist der Workflow beim Import von RAW-Dateien mit Lightroom beim Nikon-Z-System komplexer als beim „alten“ NEF-Format. Feintuning und individuelle Lösungen sind hier gefragt.  

 

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