Die Heiligen Hallen

Verrottender Baum im Naturschutzgebiet Heilige Hallen
Verrottender Baum im Naturschutzgebiet Heilige Hallen © Holger Rüdel

Die Heiligen Hallen? Das ist nicht etwa der Titel eines neuen Mystik-Thrillers, sondern der historisch verbürgte Name für den ältesten Buchenwald in Deutschland. Die Heiligen Hallen liegen in der Gemeinde Feldberger Seenlandschaft im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Das Naturschutzgebiet ist Teil des Naturparks Feldberger Seenlandschaft.

Ein Urwald ohne menschlichen Eingriff 

Ihren Namen erhielten die Heiligen Hallen von Großherzog Georg von Mecklenburg-Strelitz Mitte des 19. Jahrhunderts. Die mächtigen, säulenartigen Buchen in diesem Wald erinnerten ihn an einen gotischen Dom. Und dieses romantische Gefühl mag ihn dazu verleitet haben, eine der frühesten Naturschutzmaßnahmen in die Wege zu leiten: Er verfügte, dass die 25 Hektar große Kernfläche für alle Zeiten unverändert bleiben soll.

Viele Bäume werden 300 und mehr Jahre alt. Manche Baumriesen bringen es auf über 50 Meter Höhe. Inzwischen haben die einstigen „gotischen Säulen“ längst ihr natürliches Lebensalter erreicht. Von einigen stehen noch die Schalen, während andere auf dem Waldboden vermodern, bewachsen mit Moosen, Pilzen und Frühjahrsblühern wie dem Sauerklee. Das tote Holz bietet zudem ideale Lebensräume für Insekten und höhlenbewohnende Vögel. So konnten sich Arten ansiedeln, die in anderen Wäldern keine Überlebenschance hätten.

Die Heiligen Hallen sind indes kein Wald, der zum Sterben verurteilt ist. Vielmehr wachsen in den entstehenden Lücken schnell wieder junge Buchen, so dass der dynamische Prozess von Zerfall und neuem Leben hier ungestört ablaufen kann.

Seit etwa 1950 findet keine Bewirtschaftung oder Entfernung von Totholz mehr statt. Lediglich die Wanderwege, die um die besonders geschützte Kernfläche herumführen, werden nach dem Umstürzen von Bäumen freigeschnitten.

Das Gebiet der Heiligen Hallen umfasst auch Niederungen, in denen sich Weiher, Kesselmoore und Birken-Bruchwälder gebildet haben.

Die Heiligen Hallen als Fotomotiv

Wie lässt sich diese ungewöhnliche Naturlandschaft am besten im Bild darstellen? Klassisch in Farbe oder besser in schwarzweißen Infrarot-Aufnahmen? Als ich zu meiner Exkursion in den „Urwald“ der Heiligen Hallen aufbrach, war ich unschlüssig und arbeitete parallel mit beiden Systemen: einer „normalen“ Kamera (Nikon D800) und einer für die digitale Infrarot-Fotografie umgebauten Nikon D7000 (Wellenbereich 830 nm).

Das Ergebnis meines Vergleichs der beiden Bildserien lautet: In Farbe wirkt die Wildnis der Heiligen Hallen in vielen Fällen fast zu lieblich, zu idyllisch. Die Übersetzung durch die digitale Infrarot-Aufnahmetechnik dagegen bringt die jahrhundertealten Spuren des langsamen Zerfalls intensiver zum Ausdruck. Und genau das wollte ich im Bild darstellen.    

 

 

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